Wenn man von Inflation spricht denken die meisten wohl zuallererst an Währungen. Aber nein, das gibt es auch in der Sicherheitsbranche. Das Wort Sicherheit hat ja bekanntlich seinen Ursprung in dem lateinischen Wort „securus“, was soviel bedeutet wie sorglos.

Blickt man aber auf die Branche der privaten Sicherheitsdienstleister, stimmt einen das eher alles andere als sorglos. Aber warum? Stichworte wie Überangebot, Preiskampf und damit verbundene Qualitätsmängel geben einen Hinweis auf die Antwort. 

In gewinnbringenden und wachstumsstarken Branchen will jeder sein Stück vom Kuchen abbekommen. Gibt es Geld zu verdienen, spielen Herzblut, Überzeugung und Qualität schnell eine untergeordnete Rolle oder werden gleich ganz über Bord geschmissen, wie ein Meuterer von einem Piratenschiff. Diese Goldgräberstimmung führt unweigerlich zu einem massiven Überangebot in der Sicherheitsbranche. Dies hat zur Folge, dass ein Preiskampf unter den Sicherheitsdienstleistern um die begehrten Aufträge entbrennt. Und wie es so oft ist, gewinnt der, der den günstigsten Preis offeriert.

Doch wie bei Autos, Handy etc. leidet schlussendlich die Qualität unter diesem Preiskampf. Aber Qualität kostet nun mal …darf sie das?

…JA!

Was das für die Sicherheitsdienstleister bedeutet

Wer wenig zahlt darf auch an seine Belegschaft nicht allzu hohe Ansprüche stellen. Es bringt nichts, nur einen dicken Bizeps zu haben, wenn man eine verbale Fehlzündung ist…der Fairness halber: genauso verhält es sich, wenn ich ein wahrer Lyriker bin, aber weniger Muskeln am Arm hab, als eine Spitzmaus Fleisch an der Wade. Was damit zum Ausdruck kommen soll: Wer nur einen Hungerlohn gewährt, wird keine motivierten und engagierten Mitarbeiter bekommen. Und für eine ernstzunehmende Sicherheitskraft sollte das Wort Sicherheit keine fremdsprachliche Lektüre, sondern eine Einstellung zum Beruf darstellen. Aber dieser Preiskampf bedeutet für die Sicherheitsunternehmer aber allzu oft auch, wollen aber nicht können. Viele würden ihre Mitarbeiter gerne entsprechend bezahlen, können das aufgrund der Auftragslage aber oftmals nicht. Die geringen Preise für Sicherheitsdienstleistungen können auch den Effekt haben, dass junge Unternehmen, die ein gutes Grundkonzept haben, in der Branche gar nicht Fuß fassen können, da sie zu den aufgerufenen Preisen schlichtweg nicht arbeiten können.

Was das für die Auftraggeber bedeutet

Kurz: siehe oben! Wer wenig zahlt, bekommt auch wenig. Sicherheit wollen alle, aber kosten darf sie nichts. Wer aber nur Cent-Beträge locker machen will, bekommt dann als Sicherheitskraft auch nur Rudi-Rambo und Tim-Terminator. Oft wird seitens der potenziellen Auftraggeber das ganze Drumherum wie Sicherheitskonzept, Planung etc. völlig ausgeblendet. Aber genau diese vermeintlichen Nebensächlichkeiten machen oft den Unterschied aus. Und genau dafür müssen die Leute auch bereit sein zu bezahlen.

Ein weiterer Punkt, der zu beachten ist, ist der der Fortbildung. Auch stetige Fortbildung kostet und das oft nicht zu knapp. Aber sie ist nötig um neue und schwierige Situationen meistern zu können, oder auch mal nur, um sich die Basics wieder ins Gedächtnis zu rufen. Aber wenn die Auftragsbücher dünner sind, als der Stadtplan von Hallig Gröde, dann lassen sich die nötigen Fortbildungen nicht finanzieren.

Es bleibt zu hoffen, dass diese inflationäre Entwicklung in der Sicherheitsbranche eine Umkehr erfährt und sich die Leute der Bedeutung der Sicherheitsdienstleister wieder bewusst werden.

Wer nun nachfolgende Gleichung liest, wird feststellen, dass er sich das Lesen der Artikels sparen hätte können, wäre diese bereits am Anfang gestanden:

Sicherheit = gut ausgebildetes Personal + angemessene Bezahlung + Engagement

In diesem Sinne: Stay safe!

Inflation in der Sicherheitsbranche – kein neues Phänomen

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2 Gedanken zu „Inflation in der Sicherheitsbranche – kein neues Phänomen

  1. Ich stimme dem Artikel leider zu, weil ich diese Tendenz auch in der Schweiz erkennen muss und die Gesetzesregelungen werden verschärft…Beispiel es gibt kaum ein guter Türsteher der nicht ein Eintrag im Register hat, da man zum Teil vom Gesetz nicht unterstützt wird…Pfefferspray kann jeder legal kaufen und beim Sicherheitspersonal wird alles gesetzlich geregelt ? Macht das Sinn ???

    1. Ich kenne mich mit der Gesetzeslage in der Schweiz nicht genau aus, jedoch sehe ich einen Sicherheitsmitarbeiter als normale Person an , welche somit auch die legalen Dinge erwerben kann oder? Bzgl. der Türsteher gebe ich Ihnen Recht, dass gerade diese Sparte viele Einträge hat , ich kenne jedoch selbst viele Leute die seit 10 – 15 Jahren Tür machen und keinerlei relevante Einträge haben. Hier empfehlen sich Nachschulungen im Protokollwesen und dergleichen. Meine Meinung ist eine sogar noch stärkere Kontrolle der Bewaffneten Kräfte , aber für die kontrollierten Personen ein deutlich einfacherer Umgang / Dienst mit der Waffe der nicht nochmal 100 Hürden hat.

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