In fast jedem Portfolio eines Sicherheitsunternehmens findet sich neben dem „Personenschutz“ auch die Sicherheitskonzeptionierung sowie die Gefährdungsanalyse.
Ich denke wir sind uns alle einig das dies Ausgangspunkt jeder Handlung sein SOLLTE, aber leider keinesfalls ist.
Ich habe Sicherheits„Konzepte“ gesehen, welches nicht mehr als ein Google Maps Satelliten Foto nebst wirren bunten Punkten darauf war. Auf Nachfrage wurde mir mitgeteilt, dass dies doch die Positionen der Mitarbeiter sind und ein Profi weiß was er zu tun hat und welche Gefahren so lauern.
Ich darf euch berichten, Absuche nach mitgebrachten Unkonventionellen Spreng- und Brandvorrichtungen (USBV), Kontrolle auf Legitimation des Aufenthalts innerhalb des Events und gendergerechtes Zuweisen der Sitzplätze, waren anscheinend nicht die Aufgaben der Streife am Kinderfasching😉
Aber woher sollte jemand auch wissen auf welcher Position, welche Aufgabe zu übernehmen ist, wenn die Diensteinweisung aus „hier ist deine Position, wenn du aufs Klo musst Funk“ besteht.
Aber was sollte denn nun ein solches Sicherheitskonzept enthalten? Und sind diese Dinge nicht viel zu viel und mit normalen Menschenverstand sowieso klar? Böse Zungen behaupten, dass hierbei erste Probleme lauern könnten.
- Schutzziele
- wer wird geschützt
- was wird geschützt
- wie wird geschützt (Präventiv oder Reaktiv)
- Aufgaben
- Wie werden die Schutzziele erreicht
- Die 3 Säulen der Sicherheit (baulich, technisch, organisatorisch)
- Das Zusammenwirken der 3 Säulen erhöht die Sicherheit enorm
- Politische-, Orts- und Situationsbedingte Lage
- Das Konzept in einem Krisengebiet fällt möglicherweise anders aus als das in einem Kloster in Niederbayern
- Gefährdungsanalyse
- Welche Gefahren drohen
- Abstufung der Eintrittswahrscheinlichkeit von Gefährdungen
- Folgeschäden bei Eintritt der Gefährdungen
- Örtliche Lage mit ggf. Bereichseinteilung
- Lagepläne
- Routenpläne
- Evakuierungspläne / -Wege
- Bereichseinteilung (mehr im Bereich Aufklärungs- und Personenschutzkonzepte)
- Meldewesen im Allgemeinen
- Meldeschwelle
- Meldelinie
- Art der Meldungen
- Meldekette
- Verfahrensanweisungen außerhalb des Regeldienstes
- Wer übernimmt die Leitung
- Wer evakuiert wohin, wer sichert
- Vorgehensweise bei Anschlag, Brand, Katastrophe
- Kommunikationskonzept
- Kommunikationsliste mit Telefonnummern, Funkkennung
- Abstufung der einzelnen Leitungspositionen
- Festlegung der Funk – / Gesprächskultur
- Führungsstruktur
- Festlegung der Gesamtleitung nebst Teilbereichsleitungen
- Einsatzmittel
- Was steht zur Verfügung
- Was wird wie genutzt
- Welche Nutzung ist untersagt
- Rechtliche Lage
- Bei der Eventsicherheit ein sehr wichtiger (und sehr oft vergessener) Punkt die Übertragung des Hausrechts
- Vorgehen gem. DSGVO (Gerade in Aufklärungs- und Observationskonzepten)
- Verbildlichung der Schutzpersonen / Schutzobjekte zur eindeutigen Identifizierung
- Die Kräfte müssen nach dem Lesen des Konzeptes in der Lage sein einen Erstangriff ohne langwierige Einweisung, durchzuführen und dabei eine Freund – Feind Abstufung treffen können
- Ggf. Zeitliche und Räumliche Beschränkung der Maßnahme
Diese Grundsätzlichen Punkte nebst weiteren Lagebedingen Punkten sollte jedes Sicherheitskonzept enthalten. Im Anhang befinden sich noch viele weitere Dinge, welche gerne an anderer Stelle genannt werden.
Ein einwandfreies Konzept ist der Ausgangspunkt und somit ein wichtiger Bestandteil der Gewährleistung der Sicherheit von anderen Menschen oder deren Eigentum. Fehleinschätzungen und somit falsch durchgeführte Maßnahmen können fatale Folgen nach sich ziehen!
Jetzt könnten mir viele Wachgaragen mit dem Argument
„Wenn ich kein Konzept habe, kann es auch nicht falsch sein“
Kommen. Kann man so machen, ist aber falsch. Ich sehe leider regelmäßig, Sicherheitsdienstleistungen die einfach nur durch Glück zu einem, für alle Seiten, positiven Ende kommen.